So mache ich meinen Sender fit für die Zukunft.
Für TV Brands, die relevant bleiben wollen, sind vier Dinge von zentraler Bedeutung: Budget, Marke, Mehrwert, Community. Jeder Sender muss seinen eigenen Weg finden, diese Faktoren mit den verfügbaren Instrumenten zu seinem Vorteil zu bewirtschaften.
Die Digitale Transformation stellt die etablierten Medien vor eine Reihe von Problemen, bringt aber auf der anderen Seite auch eine Toolbox neuer Möglichkeiten. Jeder TV Sender – ob Sparte, öffentlich-rechtlich, privat oder regional – sieht sich mit einer ganz eigenen Herausforderungssituation konfrontiert.
Budget
Um ein Unternehmen, eine Marke, einen Sender wirtschaftlich erfolgreich zu machen, gibt es im Grundsatz immer zwei Ansätze: die Kosten senken oder die Umsätze steigern. Meist ist das Zusammenspiel verschiedener Massnahmen der beste Weg. Bei einem TV Sender heisst das üblicherweise eine Kombination von verschiedenen Quick Fixes wie bspw. das Etablieren neuer Werbeformen oder die Optimierung der Produktionskosten.
Für beides gibt es heute interessante Möglichkeiten (Neue Werbeformen: bspw. 2nd Screen Inhalte vermarkten; erlebnisorientiertes Sponsoring; etc. Produktionskosten: günstigere Formate; automatisierte Produktionsweise, etc.), aber die allermeisten klassischen TV Sender werden die Digitale Transformation langfristig nur überleben, wenn Sie es schaffen, Ihr Angebot strategisch und nachhaltig (weit) über das lineare Fernsehen hinaus zu erweitern.
Marke
Das Marketing von TV Sendern hat sich seit den 80er Jahren stetig weiterentwickelt, sich intensiviert und immer grössere Kreise gezogen. Vom Kampf um die ersten Positionen auf der Fernbedienung (Relevant Set), hin zum globalen 360° Multimedia-Verdrängungskampf.
Neben den klassischen Erfolgsfaktoren Glaubwürdigkeit, Affinität und Qualität, sind in den letzten Jahren neue Attribute aufgetaucht, die den Markenerfolg entscheidend beeinflussen: sofortige Findbarkeit, sofortige Wiedererkennbarkeit, sofortige Attraktivität.
Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und besonders in den neuen Attributen starke Positionen aufzubauen, bedarf es einer neuen Denke und griffiger Massnahmen in Design und Kommunikation:
- Vereinfachung der Markenstrukturen;
- Inhalte klar positionierten Kernmarken zuordnen;
- Radikale Plakativität in den primären Designelementen;
- Eine Reihe neuer Erweiterungen des Markenkerns (Keyvisuals, Mascots, etc.) welche auf die Community oder neue Plattformen (Apps, Social Media, etc. ) abgestimmt werden können;
- Sicherstellung der Multi-Plattform Markenerkennbarkeit durch konvergente Selbstähnlichkeit;
- «Mobile First» Denkweise;
- Vermischung von Content, User Content und Self-Promotion auf Social Media Plattformen;
- Marke in die Öffentlichkeit tragen (Real Life) und sie so zum Event/Erlebnis machen.
Mehrwert und Community
Mehrwert und Community sind die Schlüsselfaktoren, um in Zukunft erfolgreich zu sein. In ihnen steckt die Antwort auf Fragmentierung, Austauschbarkeit und Medienverdruss. Wer es schafft ein klar umrissenes Publikum zu einer Community zu formen und dieser dann unverwechselbaren Mehrwert zu bieten, bleibt relevant.
Ideen, wie das geht?
- Neue, erlebbare und kommentierbare Content Formen entwickeln und umsetzen;
- Erlebnis, Spiel, Spass, Moderatoren/Protagonisten, Sponsoren vermischen;
- Parallelangebot zum linearen Sender aufbauen – Formate, Inhalte und Design auf die non-lineare Welt ausrichten;
- Sich als Multi-Plattform-Medium verstehen – Navigation und Branding an Genres orientieren und weniger an Einzelformaten;
- Näher an den Zuschauer ran, Gemeinsamkeiten finden, Zuschauer zu Fans machen und mit Inhalten versorgen;
- Portfolio schärfen und eigene Marke pflegen;
- Second Screen Inhalte entwickeln, Dialog mit der Communitiy aufbauen – diesen Dialog wieder zum Content machen;
- Eventcontent suchen und selber erfinden – sich zum Ereignis machen, der Communitiy etwas zum Erzählen, Diskutieren, Mitfiebern geben.
Die Vermischung von redaktionellen Inhalten, User Kommentaren, Self-Promotion und Design hat das Potential, TV Brands zu Magneten für Communities zu machen und integraler Part deren Identität zu werden. So kann eine Bindung entstehen, bei der die Marke fest zum Lifestyle gehört und diesen prägt, was zu einer sehr starken Markentreue führt. Apple, Nike, aber auch Netflix und Spotify machen vor, wie das geht. Klar gehören zu einer starken Marke auch einzigartige rationale Benefits, wie bspw. Nutzerfreundlichkeit, technische Überlegenheit oder Preis-/Leistungsverhältnis. Aber es ist der Lifestyle, der diesen Marken einen überproportionalen Hebel gibt, ihre Gewinne zu maximieren.
Jeder Sender startet seinen Weg in die Zukunft mit einer ganz eigenen Ausgangslage – eigenen Möglichkeiten und Einschränkungen. Entscheidend ist letztlich wie schnell, kreativ und gut durchdacht man ans Werk geht und wie konsequent man gewillt ist, seinen Weg zu gehen.
Sicher ist, dass die Medienwelt in zehn Jahren ganz anders aussehen wird. Die etablierten Kanäle werden es nur schaffen, sich darin einen Platz zu sichern, wenn sie in der Lage sind, ihre Nachteile gegenüber Newcomern und Quereinsteigern zu überwinden, die Scheuklappen abzulegen, «Out-Of-The-Box» zu denken und liebgewonnene Traditionen über Bord zu werfen. Nur wenn sie konsequent ihre Stärken (Erfahrung, Marktanteile, Marketing-Know-how, Sendeplätze, Ressourcen, etc.) ausspielen, gelingt die Transformation.
Ansonsten könnte bald Sendeschluss sein.